Biotechnologie in Deutschland – Zukunft vor der Haustür

Ob Gesundheit und Ernährung, Landwirtschaft oder Produktion und Umweltschutz – in den zentralen Bereichen unseres Lebens hat sich die Biotechnologie bereits etabliert. Dieser Erfolg, aber auch die zahlreichen noch ungelösten Probleme und die viel versprechenden Lösungsansätze motivieren Wissenschaftler und Unternehmer zur Entwicklung immer neuer Produkte und Verfahren. Innovationskraft wiederum ist angesichts des sich verschärfenden internationalen Wettbewerbs für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland von großer Bedeutung: für Ausbau und Sicherung des Leistungsstandards und der Arbeitsplätze. So steht Biotechnologie in Deutschland für ein Stück Zukunft vor der Haustür.

Bild zeigt: Duetschlandkarte zeigt Verteilung der Biotechnologie-Unternehmen
Verteilung von Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland / Grafik: biotechnologie.de

Seit den neunziger Jahren – besonders in den Jahren 1997 bis 2001 – ist die Zahl biotechnologischer Unternehmen in Deutschland rasant gestiegen, was unter anderem auf den 1995 gestarteten BioRegio-Wettbewerb des BMBF zurückzuführen ist. Dieser konnte dazu beitragen, dass sich regionale Konzentrationen biotechnologischer Unternehmen etabliert haben, sogenannte Biotechnologie-Cluster. Zwei der vier größten finden sich in den Gewinner-Regionen des Wettbewerbs: München, Rhein-Neckar und Rheinland. Ein weiteres Biotechnologie-Netzwerk forscht und arbeitet im Raum Berlin-Brandenburg. Deutschlandweit gibt es über 500 meist junge Unternehmen, die zusammen mit den biotechnologisch tätigen Sparten anderer Unternehmen circa 35.000 Mitarbeiter beschäftigen.

Ein Blick auf die Tätigkeitsfelder der Biotechnologie-Unternehmen zeigt deutlich: die rote Biotechnologie (zum Beispiel Gesundheitsforschung) stellt weiterhin den wichtigsten Anwendungsbereich dar (48,3 Prozent). Mit 31,5 Prozent liegen die Firmen an zweiter Stelle, die für mehrere Branchen beispielsweise als Zulieferer aktiv sind. Weitaus kleiner ist der Anteil derjenigen, die in der weißen Biotechnologie (industrielle Biotechnologie) (10,8 Prozent) und BioinformatikBioinformatik
Die Bioinformatik beschäftigt sich mit der Computer gestützten Speicherung, Organisation und Analyse biologischer Daten. Die Berechnung und Simulation von komplexen biologischen Prozessen mit Hilfe der Bioinformatik wird auch als in silico -Berechnung bezeichnet.
(5,1 Prozent) sowie in der grünen Biotechnologie (zum Beispiel Agrobiotechnologie) (4,3 Prozent) arbeiten. Da viele Aktivitäten auf diesen Sektoren jedoch in Groß- und nicht in reinen Biotechnologie-Unternehmen erfolgen, ist die Bedeutung der Tätigkeitsfelder höher einzuschätzen. Im Jahr 2012 erwirtschafteten die Unternehmen mit Kerngeschäft Biotechnologie in Deutschland knapp 2,9 Milliarden Euro.

Entscheidend für den kommerziellen wie für den wissenschaftlichen Erfolg gleichermaßen ist eine enge Verknüpfung von biotechnologischer Forschung und wirtschaftlicher Umsetzung. Dementsprechend haben sich Biotechnologie-Cluster schwerpunktmäßig in Regionen mit einer hohen Dichte an Universitäten, Fachhochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen entwickelt – ideale Voraussetzungen für eine intensive Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft.