"Verbrecher kann der Neusser Polizei übergeben werden"

Mit Wattestäbchen und Pipetten entlarvten Schülerinnen und Schüler den gesuchten Täter. So könnte das Fazit von zwei Tagen "BIOTechnikum. Leben erforschen – Zukunft gestalten" am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium lauten. Dort machte die mobile Informationskampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung am Donnerstag und Freitag, 31. März und 1. April 2011, Station. Erfreut über die biotechnologische "Verbrecherjagd" zeigte sich auch Hermann Gröhe, Bundestagsabgeordneter für die Stadt Neuss, der die Nachwuchsforscher besuchte.
MdB Hermann Gröhe geht gemeinsam mit Schülern auf biotechnologische "Verbrecherjagd".

Was die Elft- und Zwölftklässler des Leistungskurses Biologie bisher nur aus Fernsehkrimis oder Biologiebüchern kannten, durften sie in dem modern ausgestatteten Labor der mobilen Erlebniswelt BIOTechnikum nun selbst ausprobieren: Mit Wattestäbchen entnahmen sie zunächst an der Innenseite ihrer Wangen Speichelproben. Die Mundschleimhautzellen enthalten ebenso wie jede andere Körperzelle die gesamte genetische Information des Menschen. Doch wo in den Zellen ist das Erbgut überhaupt versteckt? "Im Zellkern", wussten die Schüler, welche zur Begeisterung der beiden projektbegleitenden Wissenschaftlerinnen Dr. Hella Tappe und Dr. Aline Anton außerordentlich gut vorbereitet waren. Die Membran um den Zellkern muss demnach aufgebrochen werden. Erst wenn die DNA von allen Substanzen, die sie umgeben, befreit ist, können die Schüler ihren genetischen Fingerabdruck ablesen. Bis es soweit war, arbeiteten sich die Schüler sorgfältig und präzise durch mehr als dreißig Einzelschritte des Versuchsprotokolls. Da die isolierte DNA-Menge sehr gering ist, musste sie mithilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR) vervielfältigt werden. Dass die Zwölftklässler dabei so motiviert bei der Sache waren, freute auch Biologielehrerin Birgit Biebricher. Augenzwinkernd verriet sie den begleitenden Wissenschaftlerinnen, dass dieses Verfahren zum Prüfungsstoff der nächsten Klausur gehöre. Doch nach den vielen praktischen Handgriffen im BIOTechnikum, werden diese Prüfungsfragen die Gymnasiasten wohl nicht mehr aus der Ruhe bringen.

Wie echte Profis erklärten am nächsten Tag auch die Schüler der 13. Klasse dem Bundestagsabgeordneten für die Stadt Neuss Hermann Gröhe, welche Schritte von der Entnahme der Mundschleimhaut bis zur Vervielfältigung der DNA nötig sind, um einen Täter zu entlarven. Hermann Gröhe hatte sich am Freitag von 10 bis 11 Uhr den Praktikumsteilnehmern angeschlossen. Gemeinsam mit den Jugendlichen verglich er schließlich die verschiedenen DNA-Proben mit den Spuren vom Tatort, um dann begeistert festzustellen: "Der Verbrecher kann der Neusser Polizei übergeben werden".

Neben dem Bundestagsabgeordneten zeigten sich auch die Neusser Bürgerinnen und Bürger durchweg begeistert von der Initiative "BIOTechnikum". Das zweistöckige Roadshowfahrzeug zog bereits während des geschlossenen Praktikumbetriebs die neugierigen Blicke der Passanten auf sich. Als sich dann am Donnerstagnachmittag und Freitagmittag die Tür für die interessierte Bevölkerung öffnete, nutzen mehr als 2.000 Besucher die Möglichkeit, das weite Feld der Biotechnologie zu erkunden: Darunter Senioren, die "endlich mal verstehen wollten, was der Enkel eigentlich studiert", Schüler aus der Region, die mit dem Multimedia-Lernspiel "Bodymover" das Innere einer menschlichen Zelle erforschten und Eltern, die sich gemeinsam mit ihrem Nachwuchs über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in der Branche informierten.