Käse und Solarenergie: Annaburg wird für zwei Tage zur Biotechnologie-Hochburg

Welche Stadt mit roten Rosen im Wappen ist die östlichste Sachsen-Anhalts, gelegen am Rande einer Heidelandschaft zwischen Elbe und Schwarzer Elster? Die Antwort lautet: die vormals Lochau genannte Stadt Annaburg. Ob denkmalgeschützte Bauwerke wie das Schloss Annaburg mit weitläufigen Garten- und Parkanlagen oder das einstige Amtshaus, welches heute das stadtgeschichtliche Museum beherbergt, oder Natur- und Erholungsgebiete wie die Annaburger Heide oder der schöne Tiergarten: das idyllische Städtchen nahe der bekannten Lutherstadt Wittenberg hat so Einiges zu bieten. Das dachte sich auch die BMBF-Initiative „BIOTechnikum: Erlebnis Forschung – Gesundheit, Ernährung, Umwelt“ und machte sich auf Anfrage der Sekundarschule auf den Weg in den Osten Sachsen-Anhalts.
Vom 12. bis 13. März besuchte die BMBF-Initiative „BIOTechnikum“ die Sekundarschule Annaburg, unweit der ehemaligen Unteroffiziersvorschule (schlossartiger Kasernenbau im Bild) und des Annaburger Schlosses.

Am 12. und 13. Mai war es soweit, das rollende Labor machte für zwei Tage auf dem Gelände der Ganztagesschule Halt. Gespannt warteten die Annaburger Schülerinnen und Schüler darauf, endlich das BIOTechnikum betreten zu können. Am Montag um 7.45 Uhr fiel der „Startschuss“ mit einem Vortrag zu den Grundlagen der Biotechnologie im Schulgebäude. Eine Stunde später öffneten sich schließlich die Türen der mobilen Erlebniswelt, die Nachwuchswissenschaftler strömten hinein und tauchten ein in die vielschichtige und spannende Welt der Biotechnologie. Und dann hieß es Kittel anziehen, Ärmel hochkrempeln und los geht’s. Im Praktikum für „Bio-Techniker“ wurde im wahrsten Sinne des Wortes Spannung erzeugt. Denn in diesem Spezialpraktikum lernten die Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule technische Anwendungen biotechnologischer Prinzipien kennen. Dabei bauten die Jungforscher unter Anleitung der projektbegleitenden Wissenschaftler Dr. Aline Anton und Dr. Tim Fechtner unter anderem eine sogenannte Grätzelzelle, die Sonnenlicht in elektrische Energie umwandelt. Aber nicht nur Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien waren Themen des zweitägigen Stopps der Initiative in Annaburg. Auch der Käseherstellung mithilfe von Milch und Enzymen widmeten sich die Jugendlichen im „kleinen Käselabor“. Davon waren sie so begeistert, dass auf Wunsch der Schüler nun auch im Haushaltsunterricht Käse hergestellt wird – allerdings mit heißer Milch und Zitronensaft.

Am Dienstag besuchten auch Ulrich Petzold, Bundestagsabgeordneter für Dessau-Wittenberg, sowie Christian Tylsch, Landratskandidat für Sachsen-Anhalt, die Veranstaltungen der Initiative „BIOTechnikum“. Da Herr Petzold Mitglied des Bundestagsausschusses „Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit“ ist, interessierte er sich besonders für die Arbeit der Initiative im Themenbereich Bioökonomie. Der Diplom-Ingenieur ließ es sich auch nicht nehmen, selbst ein paar Worte an die Schülerinnen und Schüler zu richten. Denn seiner Meinung nach bieten gerade biologische und chemische Berufe sehr gute Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt, da sie am zukunftsträchtigsten für Deutschland seien. Gerade in ländlichen Gegenden wie Annaburg werde die Biotechnologie immer wichtiger, da die Region vor allem über die Ressource „Pflanze“ verfüge, die in der Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts immer mehr zum Einsatz komme. Mit der im Landkreis Wittenberg ansässigen Käserei der Bayerischen Milchindustrie eG und der IDT Biologika GmbH, die biotechnologische Impfstoffe und Pharmazeutika herstellt, sei die Region laut Petzold bereits gut aufgestellt. Aber natürlich würden ständig Nachwuchskräfte und bestmöglich geschultes Personal gesucht, um nicht zuletzt die Spitzenposition Deutschlands in der Forschung zu sichern und voranzutreiben. Sein Interesse war jedoch nicht nur theoretischer, sondern vor allem praktischer Natur: So schaute der Bundestagsabgeordnete den experimentierenden „Bio-Technikern“ beim Praktikum besonders aufmerksam über die Schultern, denn: Elektrizität ohne Atomenergie oder fossile Rohstoffe wie Kohle oder Erdöl zu erzeugen, will gelernt sein. Laut Petzold sei Sachsen-Anhalt dabei auf einem guten Weg, denn es gebe im Bundesland bereits einige Projekte, die den Abfallstoff CO2 für das Algenwachstum nutzen und mithilfe der durch Photosynthese gewonnenen Biomasse Strom und Wärme erzeugen.

Herr Petzold und Herr Tylsch, aber auch die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Sekundarschule Annaburg zeigten sich begeistert von der Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und hätten gerne noch mehr „rollende Labore“, die die Faszination Biotechnologie und das Erlebnis Forschung ins gesamte Bundesgebiet bringen.

  • Elektrizität mithilfe von Hefe: Dabei kann mit einer selbst gebauten Brennstoffzelle sogar so viel Energie erzeugt werden, …
  • … um einem Soundchip ein paar Töne zu entlocken und damit die Aktivität der Hefe „hörbar“ zu machen.
  • Hier wurde alles richtig gemacht: Dr. Aline Anton präsentiert stolz den im Praktikum hergestellten Käse der Jungforscher.