Gesundheitswirtschaft – was gehört dazu?

Die Gesundheitswirtschaft gilt als Überbegriff für Arzneimittelindustrie, Biotechnologie, Medizintechnik und Versorgung mit medizinischen Dienstleistungen. Um die Innovationskraft dieses Sektors zu erhöhen, wird vor allem der forschende Bereich unterstützt, der die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die medizinische Praxis vorantreibt („Translation“ oder auch „translationale Forschung“). Vor allem die Medizintechnik, die Regenerative Medizin und die Arzneimittelentwicklung liefern wertvolle Impulse für die Wettbewerbsfähigkeit der Biotechnologie- und Medizintechnikbranche.

In der Förderung der Gesundheitswirtschaft sind mehrere Bundesministerien engagiert:

  • BMBF (frühe Phase der Forschung etc.)
  • BMG (mittlere und spätere Phase Gesundheitswesen, das heißt öffentlicher und staatlicher Bereich)
  • BMWi (späte Phase Vermarktung, Besteuerung, etc.)

Die Gesundheitswirtschaft gehört mit ihren Themenschwerpunkten sowohl zum Rahmenprogramm Gesundheitsforschung als auch zur „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“. Innerhalb beider Bereiche fördert das BMBF 15 Spitzencluster, davon vier aus dem Bereich Gesundheitswirtschaft (zum Beispiel das Medical Valley in Erlangen).

Innovationen in der Medizintechnik

Im Strategieprozess „Innovationen in der Medizintechnik“ wurde 2011 diskutiert, wie die Wettbewerbsfähigkeit der Medizintechnikbranche gesteigert werden kann, wie sich die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems ausbauen lässt und welche Maßnahmen notwendig sind, um die Innovationskraft der Forschung zu stärken. Als Ziel dieses Prozesses wurde die stärkere Ausrichtung der F&E-Strategien am klinischen Bedarf definiert. Doch worin liegen die größten Stärken und das Innovationspotenzial der Medizintechnik?

Deutsche Unternehmen sind drittgrößter Anbieter medizintechnischer Produkte. Darunter gelten die KMU (kleine und mittlere Unternehmen) als Innovationsmotor, da sie sehr schnell wissenschaftliche Erkenntnisse aufgreifen und umsetzen. Für die Bevölkerung liegt das größte Potenzial der Medizintechnik jedoch in der Gesundheitsversorgung. Regelmäßig revolutioniert sie die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten, zum Beispiel durch innovative Operationsmethoden wie die minimalinvasive Chirurgie, und integrative OP-Systeme für verschiedene Fachgebiete. So können heute mehr und mehr Operationen ambulant statt stationär durchgeführt werden, führen zu weniger Nebenwirkungen und verbessern die Versorgungsqualität bei vertretbarem Kostenaufwand.

Intelligente Implantate, zum Beispiel die Entwicklung von Retinaimplantaten als Netzhaut-Prothesen, und Rehabilitationsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen beispielsweise durch innovative Prothesen unterstreichen den Nutzen der translationalen Forschung für den Patienten.

Neben verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten im Rahmen der Telemedizin liegt ein weiteres riesiges Innovationspotenzial im Bereich moderner Bildgebungsverfahren – einerseits durch noch genauere und schonendere Methoden, andererseits durch Verfahren, die Zellen und Organe im Zusammenspiel mit dem Gesamtorganismus analysieren.

Der „Aktionsplan Medizintechnik“ bündelt die Förderaktivitäten des BMBF daher in drei Bereichen: Medizintechnik in der Rehabilitation und Pflege – Intelligente Implantate, Molekulare Bildgebung in der Medizin sowie Medizintechnik für die Regenerative Medizin. Ergänzt wird die Förderung durch den jährlich stattfindenden Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik.

Die Pharma-Initiative

Die Biotechnologie sorgte in den letzten Jahren für einen erheblichen Innovationsschub im Pharmamarkt. So konnten durch biotechnologische Methoden neue Therapieansätze für viele Krankheiten identifiziert werden. Diese haben seit Jahren einen festen und steigenden Anteil (circa 15 Prozent) am Gesamtumsatz der Pharmaindustrie in Deutschland. Von 156 derzeit zugelassenen biotechnologischen Arzneimitteln (Stand Mai 2013) wurden jedoch nur sechs in Deutschland entwickelt, obwohl Deutschland in der EU über die größte Anzahl biotechnologischer Unternehmen verfügt. Um die enormen finanziellen Anstrengungen und die beteiligten Partner (Wissenschaftler, Kliniker, Unternehmen) zu bündeln, wurde nach Ansätzen gesucht die Partner der Arzneimittelentwicklung stärker zu vernetzen.

Bild zeigt: Close-up eines Pharmazeuten, der ein Medikament hält
Der Arzneimittelsektor profitiert von Innovationen aus der Biotechnologie. / Foto: Fuse

Auf der Grundlage des Biopharma-Wettbewerbs für Konsortien aus kleinen und größeren Unternehmen, Wissenschaftlern und Kliniken mit dem gemeinsamen Ziel der Medikamentenentwicklung wurden daraufhin drei Konsortien und ihre Strategien gefördert: Das Max Planck Drug Discovery & Development Center unternimmt Anstrengungen, um kommerziell interessanten therapeutischen Forschungsprojekten einen effizienteren Weg in den Markt zu ebnen; das Konsortium Neuroallianz soll diagnostische und therapeutische Ansätze zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen als Public-Private-Partnership auf den Markt bringen und forciert dabei eine Beteiligung akademischer Partner auf Augenhöhe. Das Konsortium Neu2 verfolgt das Ziel, diagnostische und therapeutische Ansätze für die Behandlung Multipler Sklerose auf den Markt zu bringen und ist ein Modell eines risikofinanzierten Life-Science-Projekt-Portfolios. Ausschlaggebend für die Förderung waren neben den technologisch und therapeutisch relevantesten Ideen die kreativsten und gleichzeitig produktivsten Partnerschaften zur Umsetzung aller Entwicklungsphasen in Deutschland.

Gefördert werden weiterhin die Aufklärung von Krankheitsmechanismen in der Grundlagenforschung (Systembiologie); die Vorgründungsforschung zur Kommerzialisierung von wissenschaftlichen Ideen (GO-Bio); die Wirkstoffentwicklung im Zuge von „Innovative Therapien auf molekularer und zellulärer Basis“ und „Innovationen in der Medikamentenentwicklung“; die Entwicklung von innovativen Biomarkern (Molekulare Diagnostik); die klinische Forschung (Krankheitsorientierte Kompetenznetze, Klinische Studienzentren, Koordinationszentren für klinische Studien) und die Produktion am Standort Deutschland. Die Gesamtheit der Fördermaßnahmen unterstützt den Forschungsstandort Deutschland und investiert damit in das wirtschaftliche Wachstum der Biotechnologie.